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Corona-Varianten weltweit Diese zehn Mutanten stehen im Fokus

Das Virus Sars-CoV-2, wie es unter dem Elektronenmikroskop erscheint.

Das Virus Sars-CoV-2, wie es unter dem Elektronenmikroskop erscheint.

(Foto: AP)

Das Coronavirus ist heute nicht mehr, was es einmal war: Seit dem ersten bekannten Ausbruch in der chinesischen Millionenstadt Wuhan Ende 2019 hat Sars-CoV-2 sich zu zahlreichen Varianten weiterentwickelt. Bisher werden von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) drei Varianten als besorgniserregend eingestuft (Variants of Concern oder VOC). Dazu zählen die zuerst in Großbritannien (B.1.1.7), Südafrika (B.1.351) und Brasilien (P.1 oder B.1.1.28.1) entdeckten Mutanten. Ihre etwas sperrigen Namen basieren auf der sogenannten Pangolin-Nomenklatur (PN), welche Aufschluss über die verschiedenen Linien des Virus gibt und eine Art Stammbaum darstellt.

Die drei VOC gelten als ansteckender als der in Wuhan aufgetretene Ursprungstyp. Womöglich führen sie auch zu schwereren Verläufen oder schaffen es besser, der Immunabwehr von Genesenen oder Geimpften zu entgehen. Alle drei VOC weisen als Gemeinsamkeit die Mutation N501Y auf. Doch mittlerweile gibt es zahlreiche weitere Varianten, die im Fokus von Gesundheitsbehörden und Forschern weltweit stehen. Hier eine Übersicht.

Die drei Sorgen-Mutanten (VOC)

Zuerst in Großbritannien aufgetretene Variante

Namen: B.1.1.7 (PN) oder VOC 202012/01 oder 20I/501Y.V1
Erstmals nachgewiesen: September 2020
Verbreitung: 137 Länder weltweit. In Deutschland bisher in mehr als 50.000 Proben nachgewiesen. B.1.1.7 ist der in Deutschland mittlerweile vorherrschende Erreger und macht mehr als 90 Prozent aller Sars-CoV-2-Erreger aus.
Übertragbarkeit: Etwa 50 Prozent ansteckender als der Wuhan-Typ von Sars-CoV-2. Bisherige Corona-Maßnahmen wirken daher schlechter als gegen Vorgänger.
Krankmachende Wirkung: Nach bisherigen Erkenntnissen verursacht die Variante schwerere Krankheitsverläufe als der Wuhan-Typ.
Resistenz gegen bestehende Immunität: Minimal.
Impfstoff-Wirksamkeit: Alle Impfstoffe, die aktuell in Deutschland zur Verfügung stehen, schützen nach derzeitigen Erkenntnissen sehr gut vor einer Erkrankung durch B.1.1.7.

Zuerst in Südafrika aufgetretene Variante

Namen: B.1.351 (PN) oder VOC 202012/02 oder 20H/501Y.V2
Erstmals nachgewiesen: August 2020
Verbreitung: 85 Länder weltweit. In Deutschland bisher in mehr als 300 Proben nachgewiesen.
Übertragbarkeit: Etwa 50 Prozent ansteckender als der Wuhan-Typ von Sars-CoV-2.
Krankmachende Wirkung: Verdacht auf schwerere Krankheitsverläufe und erhöhte Sterblichkeit bei Krankenhausaufenthalten, jedoch mit Unsicherheiten verbunden.
Resistenz gegen bestehende Immunität: Moderat reduzierte Wirksamkeit neutralisierender Antikörper gegen die Variante bei Genesenen oder Geimpften.
Impfstoff-Wirksamkeit: Laut einer vorläufigen Studie schützt der Astrazeneca-Impfstoff nicht vor einer milden oder moderaten Erkrankung durch eine Infektion mit B.1.351. Zudem gibt es Hinweise auf eine schwächere Schutzwirkung durch die Impfstoffe von Biontech/Pfizer, Moderna und auch Johnson & Johnson.
Besonderheit: Diese Variante weist die sogenannte E484K-Mutation auf, die unter anderem auch in der Variante P.1 (s.u.) vorkommt.

Zuerst in Brasilien aufgetretene Variante

Namen: B.1.1.28.1 (PN) oder P.1 oder VOC 202101/02 oder 20J/501Y.V3
Erstmals nachgewiesen: Dezember 2020
Verbreitung: 52 Länder weltweit. In Deutschland bisher in knapp 50 Proben nachgewiesen.
Übertragbarkeit: Laut einer Studie 70 bis 140 Prozent ansteckender als der Wuhan-Typ von Sars-CoV-2.
Krankmachende Wirkung: Unklar, ob höher als bei Wuhan-Typ von Sars-CoV-2.
Resistenz gegen bestehende Immunität: Reduzierte Wirksamkeit neutralisierender Antikörper bei Genesenen oder Geimpften. Es gibt Berichte von erneuten Ansteckungen mit dieser Variante.
Impfstoff-Wirksamkeit: Es gibt Hinweise auf eine etwas schwächere Schutzwirkung von allen in Deutschland zugelassenen Impfstoffen - mit Ausnahme von Moderna, für den bisher zu wenig Daten vorliegen, um Aussagen treffen zu können.
Besonderheit: Diese Variante weist die sogenannte E484K-Mutation auf, die unter anderem auch in der Variante B.1.351 (s.o.) vorkommt.

Weitere Varianten unter Beobachtung (VOI)

Die drei VOC sind nicht die einzigen Varianten von Sars-CoV-2, die derzeit unter Beobachtung stehen. Die WHO führt in ihrem aktuellen Lagebericht sieben weitere Mutanten als Varianten von Interesse (Variants of Interest, VOI) auf, die an verschiedenen Orten der Welt aufgetreten sind. Sie weisen oft dieselben oder ähnliche Mutationen auf wie die VOC oder stehen mit größeren Ausbrüchen in Zusammenhang. Sie sind meist nicht so gut erforscht.

In Nigeria und Großbritannien entdeckte Variante

Namen: B.1.525 (PN) oder G/484K.V3
Erstmals nachgewiesen: Dezember 2020
Verbreitung: 44 Länder weltweit. In Deutschland bisher in 110 Proben nachgewiesen.
Was weiß man bisher: Möglicherweise reduzierte Wirksamkeit neutralisierender Antikörper bei Genesenen oder Geimpften.

In New York City (USA) entdeckte Variante

Namen: B.1.526 und B.1.526.1 (jeweils PN) oder 20C
Erstmals nachgewiesen: Oktober 2020
Verbreitung: Neben den USA bisher nur in wenigen weiteren Ländern wie Großbritannien, Irland und Ecuador nachgewiesen. In Deutschland erst in drei Proben.
Was weiß man bisher: Möglicherweise reduzierte Wirksamkeit neutralisierender Antikörper bei Genesenen oder Geimpften.

In Kalifornien (USA) entdeckte Variante

Namen: B.1.427 und B.1.429 (jeweils PN) oder CAL.20C/L452R
Erstmals nachgewiesen: Juni 2020
Verbreitung: Neben den USA bisher nur in etwas mehr als zwei Dutzend weiteren Ländern nachgewiesen. In Deutschland erst in drei beziehungsweise zwei Proben.
Was weiß man bisher: Womöglich um etwa 20 Prozent ansteckender als der Wuhan-Typ von Sars-CoV-2. Moderate bis deutlich reduzierte Wirksamkeit neutralisierender Antikörper bei Genesenen oder Geimpften.

Eine weitere in Brasilien entdeckte Variante

Namen: B.1.1.28.2 (PN) oder P.2 oder 20B/S.484K
Erstmals nachgewiesen: April 2020
Verbreitung: Bisher nur in etwas mehr als zwei Dutzend weiteren Ländern nachgewiesen. In Deutschland erst in acht Proben.
Was weiß man bisher: Reduzierte Wirksamkeit neutralisierender Antikörper bei Genesenen oder Geimpften.

Auf den Philippinen und in Japan entdeckte Variante

Namen: B.1.1.28.3 (PN) oder P.3
Erstmals nachgewiesen: Februar 2021
Verbreitung: Bisher nur in etwa einem Dutzend weiteren Ländern nachgewiesen. In Deutschland in sechs Proben.
Was weiß man bisher: Variante weist die Mutationen E484K und N501Y auf, die auch bei den in Brasilien und Südafrika zuerst entdeckten Varianten auftreten.

In Frankreich entdeckte Variante

Namen: B.1.616 (PN)
Erstmals nachgewiesen: Januar 2021
Verbreitung: Bisher nur in Frankreich nachgewiesen.

In Indien entdeckte Variante

Namen: B.1.617 (PN)
Erstmals nachgewiesen: Oktober 2020
Verbreitung: Diese Variante wurde zuerst im indischen Bundesstaat Maharashtra gefunden und verbreitet sich dort stark. Sie zirkuliert auch in anderen indischen Bundestaaten und wurde bereits in Großbritannien ebenso wie in Deutschland vereinzelt nachgewiesen.
Was weiß man bisher: Womöglich moderat reduzierte Wirksamkeit neutralisierender Antikörper bei Genesenen oder Geimpften.
Besonderheiten: Der Virologe Christian Drosten betonte die geringe Datenbasis zu der Variante. Er bezeichnet die Variante als etwas verbreitungsfähiger und robuster gegen die Immunität - im Moment hält er B.1.617 dennoch "in der Medienbewertung für überschätzt".

Quelle: ntv.de, kst

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